Welche Dinge haben Ihnen zu Ihrem Erfolg verholfen?

Meine ersten 15 Berufsjahre entsprachen einer eher klassischen Karriere, die wohl von außen betrachtet als einigermaßen erfolgreich bezeichnet werden würde: duales Studium, Übernahme im Ausbildungsunternehmen, wachsende Verantwortung und mit Ende 20 die erste Führungsrolle. Auf meinem Weg wurde ich begleitet und unterstützt von Führungskräften, die mich gleichermaßen gefördert und gefordert haben. Und mir manchmal mehr zugetraut haben als ich mir selbst. Rückblickend konnte ich einen Weg gehen, den vor allem andere für mich definiert und mir geebnet haben. Dafür bin ich sehr dankbar.

Deutlich mehr eigenen Einsatz und Initiative hat es für meinen heutigen Erfolg gebraucht. Ich habe nach 15 Jahren beruflich noch einmal neu angefangen. Dafür habe ich mein Netzwerk nach Ideen und Unterstützung gefragt, Unsicherheiten ausgehalten, mutige Entscheidungen getroffen, die Bereitschaft gehabt, Neues anzufangen, statt Altem nachzutrauern, Coaching-Ausbildungen gemacht, mich neugierig und lernwillig auf (für manche Personen) überraschende Jobs eingelassen (ich war mit knapp 38 sicher die älteste Praktikantin, die XING je gesehen hat…), sehr hilfreiche und weniger hilfreiche Coaches für verschiedene Fragestellungen gebucht. Und Chancen ergriffen, die sich mir geboten haben. Herausgekommen ist meine aktuelle Portfolio-Karriere als Business Coach, Trainerin, Workshop-Moderatorin, Speakerin und Diversity-Managerin in einer Mischung aus Selbständigkeit, Freiberuflichkeit und Anstellung in Teilzeit.

 
 
 
 

Was war der beste/wichtigste Business-Ratschlag, den Sie je bekommen haben – und von wem?

„Wie wäre es denn mit einfach mal machen?“ hat Judith Andresen mich gefragt, als ich mich auf dem Weg in meine Selbständigkeit als Coach und Trainerin einmal mit ihr treffen durfte. Ich war unsicher, ob ich schon so weit war. Und ob ich das kann. Und ob ich nicht vorher noch mehr lernen sollte. Und ob ich noch mehr theoretisches Wissen bräuchte. Und mehr Zertifikate.
An diesen Satz denke ich seitdem immer wieder. Und dann nehme ich Aufträge an oder sage für Veranstaltungen zu, die ich mir vielleicht manchmal selbst im ersten Moment nicht zutraue. Und dann mache ich einfach.

 
 

Was war das (bislang) wichtigste Learning Ihrer Karriere?

Dass ich nur dann zufrieden und richtig gut in meinem Job bin, wenn ich authentisch sein und meine Persönlichkeit einbringen kann.

Wie wichtig mir das ist, habe ich erst gemerkt, als mir das nach der Umhängung meiner Abteilung bei meinem damaligen Arbeitgeber nicht mehr möglich schien. Ich hätte mich verbiegen und viel von dem, was mich als Führungskraft und in meiner Art zu arbeiten ausgemacht hat, aufgeben müssen, um in das neue System zu passen.

Für mich war ein Job nie nur ein Job. Und das ist umso mehr nach meinem beruflichen Neustart der Fall. In allem, was ich tue, bringe ich ein Paket aus Kompetenzen, Überzeugungen, Interessen, Stärken und Persönlichkeitsmerkmalen ein. Und da schließt sich ein weiteres Learning an: Arbeit kann richtig Spaß machen.

 
 

Stichwort Stress und mentale Gesundheit: Wie achten Sie auf sich?

Durch mein berufliches Portfolio springe ich häufig zwischen den Themen. Da merke ich, dass es mir guttut, eine klare Struktur zu haben, an welchen Tagen ich mich um welchen Job kümmere und welche E-Mail-Accounts ich wann bediene. Das hier aufzuschreiben, ist gerade noch einmal ein guter Reminder, da wieder konsequenter zu sein.

Seit Corona gehe ich, wenn irgendwie möglich, jeden Tag ausgiebig spazieren. Bewegung an der frischen Luft tut mir gut. Zur dunklen Jahreszeit auch tagsüber zwischendurch, um etwas vom Tageslicht zu haben. Dann hänge ich abends auch gerne noch eine Stunde am Laptop dran.

Für meinen Kopf ist der beste Ausgleich ein Nachmittag mit meinem Neffen und meiner Nichte. Da bleibt keine Zeit für Gedanken an Job oder möglicherweise belastende Themen. Die beiden sind meine beste Achtsamkeitsübung und es zählt nur das Hier und Jetzt.

Gerade versuche ich mich darin, weniger am Handy und stattdessen mehr mit den vielen schlauen Büchern, die in einem großen Stapel schon lange auf mich warten, zu beschäftigen.

Mein Abendritual: im Bett vor dem Einschlafen ein paar Seiten lesen. Dann aber bewusst nichts Schlaues und erst recht nichts mit Jobbezug. So fällt das Abschalten abends leichter.

 

Ihre Vision, Ihr Wunsch, Ihre Ideen: Wie arbeiten wir 2030?

Bei aller technologischen Entwicklung bis hin zu KI wünsche ich mir, dass wir den Blick auf den Menschen nicht verlieren. Oder anders: Dass wir noch genauer hinschauen, wer der Mensch ist, mit dem ich zusammenarbeite oder dessen Führungskraft ich bin. Und dass wir eine Arbeitswelt schaffen, in der jede*r die eigene Persönlichkeit einbringen darf, mit allem, was sie aus- und einzigartig macht. Ich erlebe in all dem, was ich beruflich mache, dass das leider (noch) alles andere als selbstverständlich ist. Dafür braucht es Offenheit, Empathie, ehrliches Interesse, Perspektivwechsel, Mut, ein gesundes Maß an Neugierde, Lernbereitschaft und die Überzeugung, dass wir gemeinsam besser sind. Mein oft genutztes Hashtag ist #bettertogether.



Zur Website von Kirstin Hahne

www.kirstin-hahne.de


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