Welche Dinge haben Ihnen zu Ihrem Erfolg verholfen?

We are standing on shoulders of giants.
Ich bin kein Selfmademan. Alles, was ich bin, verdanke ich zu großen Teilen Unterstützern, Freunden, meiner Familie und Vorbildern weltweit. Ob in diesem oder in vergangenen Jahrhunderten. Ich durfte von ihnen lernen. Von ihren Missgriffen, Erfolgen, Stolperern, Defiziten, Stärken. Von ihren Gedanken.
In Bezug auf meinen Beruf als Konflikttrainer am Allermeisten von den Teilnehmer:innen meiner Trainings und meinen Coachees. Ansonsten habe ich einmal öfter hilfreiche Hände entgegengenommen, auch dann, wenn ich sie (aus Stolz oder Eitelkeit) beinahe abgelehnt hätte.
Wenn es so wie in Star Wars ein Lichtschwert gäbe, dann ist es meine unstillbare Neugierde auf Alles. Andere haben mir das vorgelebt und mir dabei geholfen, diese kindliche Eigenschaft zu bewahren.
Ich liebe Anfänge und das Staunen über Dinge, für die ich nicht die geringste Erklärung habe! Das macht mich in meiner Wahrnehmung offen für vieles, was komplex, chaotisch oder auf sonstige Weise neu und unbekannt sind.

Ich erlebe diese Welt deshalb jeden Tag auf eine Weise, die am ehesten beschreibt, als das was sie ist: Ein einzigartiges, für mich selbst schlichtweg unwiederholbares Wunder.

 
 
 
 

Was war der beste/wichtigste Business-Ratschlag, den Sie je bekommen haben – und von wem?

Hhm, da gab es einige. Manchmal sind sogar die schlechten Ratschläge gute Ratschläge, wenn man sich einfach an das Gegenteil hält. Aber ich glaube einer der Ratschläge mit der größten Auswirkung bis heute war der, dass man in meinem Beruf als Trainer-Einzelkämpfer und Steppenwolf so weitaus weniger in Bezug auf andere Menschen bewirken kann als in einer starken Gemeinschaft. Je mehr Menschen sich einer Idee anschließen, desto größer ist der potentielle Wirkungsgrad. (Vorausgesetzt die Idee ist gut).
Deshalb bin ich Unternehmer geworden. Ich wollte nicht mehr allein oder überwiegend allein vor mich hin wurschteln. Ich wollte wenigstens die Chance haben, etwas zu hinterlassen, das über meine eigene Kraft hinaus geht.

Sic parvis magna. Der Rat kam von einem befreundeten Gründer.

Ansonsten steckt die Welt voller Lektionen. Jeden Tag. Irgendeine darunter ist immer geeignet, ALLES zu verändern. Hej, das passt zur nächsten Frage:

 
 

Was war das (bislang) wichtigste Learning Ihrer Karriere?

Wegen meiner unstillbaren Neugierde neigte ich jahrzehntelang dazu (und tue es noch heute), mich zu verzetteln. Wenn man zehn einjährige Projekte gleichzeitig anstößt, braucht es zehn Jahre, bis das erste abgeschlossen ist. Wenn man Glück hat folgen danach in kurzen Abständen die Abschlüsse der anderen neun.
Wenn man aber jedes Jahr einen Fokus setzt (einen!), erledigt sich jedes Jahr ein Projekt und beflügelt die folgenden.
So ging es mir mit meinem ersten Buch, weil sich mit dessen Veröffentlichung plötzlich völlig neue Möglichkeiten boten. Ich bin bis heute nicht sonderlich gut darin, mich auf wenige Dinge zu konzentrieren. Mir wird schnell langweilig. Aber die Anzahl der gleichzeitigen Bestrebungen hat sich erheblich reduziert. Und damit die Atomisierung meiner Zeit.

 
 

Stichwort Stress und mentale Gesundheit: Wie achten Sie auf sich?

In meinem Beruf atme ich – metaphorisch ausgedrückt – eine Menge Asche ein. Stories, zwischenmenschliche Konflikte, komplexe Herausforderungen in organisationalen oder persönlichen Transformationsprozessen, negative Emotionen, Beweggründe. Das ist mein Beruf. Ich liebe diesen Beruf. Dennoch muss ich darauf achten, von Zeit zu Zeit auszuatmen. (Und ein bisschen Asche auszuhusten).
Mein Weg dies zu tun, ist das Schreiben. Meist zurückgezogen in der völligen Einsamkeit der schottischen Atlantikinseln. Der krasse Kontrast zu dem urbanen Umfeld in dem ich normalerweise lebe.

 

Ihre Vision, Ihr Wunsch, Ihre Ideen: Wie arbeiten wir 2030?

Jeder Mensch ist anders komisch. Wir unterscheiden uns in unseren Persönlichkeitsstrukturen, unseren Präferenzen, unseren Verhaltensmustern …

Ich träume von einer Welt, in der sich Menschen vor allem wegen dieser Unterschiede wertschätzen. Eine Welt, in der sich Talente, Kompetenzen und Perspektiven ergänzen und wir die Herausforderungen dieser großen und zugleich zerbrechlichen Welt endlich auf die einzige Art und Weise angehen, die erfolgversprechend ist: gemeinsam.
Unsere Organisationen sind Status Quo und Spiegelbild dieser Welt. Einen Großteil unserer Lebenszeit verbringen wir darin. Die Art in der an diesem Ort kollaboriert wird, wie wir einander mit oder ohne Wertschätzung begegnen, wie mit oder ohne Hierarchien darin arbeiten, wie gleichberechtigt Mann und Frau und Queer behandelt werden, definiert den Reifegrad unserer Gesellschaft.
Denn so wie ein Miteinander in Organisationen vorgelebt wird, so lebt es sich in der Nachbarschaft und in dieser Demokratie.

Ich bin eigentlich kein Träumer. Na gut, ein bisschen doch: Indem ich mit Menschen an einer besseren Kommunikation und damit an einem besseren Verständnis füreinander arbeite, möchte ich mit meinem Teil dazu beitragen, dass es diese Gesellschaft eines Tages gibt.



Zur Website von Jürgen Schulze-Seeger

www.bridgehouse.de


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