Sandra Nix (Foto: Weska Witt)
Foto: Weska Witt
Business-Interviews

5 Fragen an Sandra Nix

Bereichsleiterin Controlling

Schau mit dem Herzen auf dein Gegenüber

Mark Twain

Welche Dinge haben Ihnen zu Ihrem Erfolg verholfen?

In meiner Schulzeit habe ich mich immer als Juristin gesehen und mir nie über Alternativen Gedanken gemacht. Als ich dann in Gießen im Hörsaal saß, mit 500 KommilitonInnen und einem Professor, der sich nur über ein Mikrofon Gehör verschaffen konnte, habe ich mir ganz direkt die Frage gestellt, ob ich mich in diesem Studium sehe und ehrlich erkannt, dass es unter diesen Bedingungen für meine Motivation sehr schwierig wird… Ich wollte in die Praxis rein und habe mich dann für Ausbildungsberufe beworben. Zu dem Zeitpunkt war meine Tochter ca. 6 Monate alt. Ich hatte ein superspannendes Gespräch in einem Versicherungskonzern für die Ausbildung zur Versicherungskauffrau.

Am Ende des Gesprächs teilten Sie mir mit, dass sie schon alle Ausbildungsplätze vergeben haben, sie mir aber eine Stelle als Versicherungsvermittlerin anbieten möchten. Da dieser Job, selbstständig und auf Akquisebasis war, kam er für mich nicht in Frage und ich habe per Fax abgesagt. Was soll ich sagen – ich bekam einen Anruf der Geschäftsleitung, dass sie mein Gespräch so nachhaltig beeindruckt hat, dass sie für mich noch einen weiteren Ausbildungsplatz einrichten werden! Das war mein Berufsstart und ich bin für 16 Jahre geblieben: Ich war erst Auszubildende und habe dann mit einem Stipendium des Konzerns in Köln BWL mit Schwerpunkt Versicherungslehre studiert (da war er wieder, mein Bezug zu Jura). Während meines Studiums wurde ich die Assistenz der Geschäftsleitung und nach dem Studium kam der Sprung ins Controlling.

Für mich war der Weg zum Erfolg also eine Mischung aus einfach Machen (gerade uns Frauen muss klar sein, dass wir nicht alle gewünschten Skills für die Position von Anfang an erfüllen müssen), Chancen ergreifen, aber auch dem Setzen von Grenzen durch Absagen. Geplant war mein Fokus auf das Controlling und die Finanzwelt nicht. Jetzt, nach 18 Jahren Berufserfahrung in diesem Bereich, fühle ich mich hier an der genau richtigen Stelle.

Was war der beste/wichtigste Business-Ratschlag, den Sie je bekommen haben – und von wem?

Nicht „Bildet Banden!“ (auch wenn ich diesen Satz so schön finde), sondern „Bilde Netzwerke“.

Ich war 16 Jahre bei meinem ersten Arbeitgeber, dies war aus tiefstem Herzen meine berufliche Heimat: Neben vielen Arbeitsstunden, habe ich hier Betriebssport gemacht, die Bibliothek für Krimis genutzt und Freundschaften gebildet. Aber ich habe in dieser Zeit nie nach außen geschaut. Daher habe ich mich um Netzwerke erst bei der anstehenden beruflichen Veränderung gekümmert.

Mittlerweile bin ich seit über zwölf Jahren Vorsitzende bei der Hamburger Handelskammer für die Weiterbildung des staatlich geprüften Controllers (mein fachliches Netzwerk) und genauso lange Clubfrau im Business and Professional Club Hamburg (mein branchenübergreifendes Netzwerk). Beides bereichert mein Leben sehr.

Was war das (bislang) wichtigste Learning Ihrer Karriere?

Durchhalten.

Im Finanzbereich schätze ich mittlerweile für eine neue Position eine Ankommens- und Einarbeitungszeit von 2–3 Jahren ein. Danach wird das Arbeiten durch Routinen und Erfahrung einfacher. Hier bin ich geduldiger mit mir geworden und kann annehmen, dass in der Anfangszeit nicht alles perfekt und im Flow ist. Umso wichtiger ist aber, dass ich weiß, dass dieser Zustand kommen wird.

Stichwort Stress und mentale Gesundheit: Wie achten Sie auf sich?

Mit der gestiegenen Berufserfahrung habe ich gelernt, Prioritäten zu setzen und im Feierabend die Jobthemen auch gedanklich bis zum nächsten Morgen loslassen zu können. Sport ist mir als Ausgleich sehr wichtig. Und ich habe für mich selbst einen Beschluss gefasst: Je stressiger der Job ist, desto bewusster achte ich darauf, in dieser Zeit im sozialen Kontakt zu Familie und Freunden zu bleiben und diese Verabredungen nicht abzusagen.

Ich wohne mit meinem Mann, Tochter, Schwiegersohn und Enkelin in einem Mehrgenerationenhaus. Vor gut drei Jahren haben wir uns sehr spontan in das Abenteuer Umbau einer 120-jährigen und sanierungsbedürftigen Jugendstilvilla gestürzt. Verbunden mit nicht planbaren Bauthemen und einem familiären Lernprozess für das gemeinsame Leben in diesem Projekt und der Bestätigung, dass diese Entscheidung für uns alle eine Bereicherung ist.

Ihre Vision, Ihr Wunsch, Ihre Ideen: Wie arbeiten wir 2030?

Ich bin mir sicher, dass wir dann in einer Vier-Tage-Woche arbeiten. Nach den Corona-Jahren und der Akzeptanz des Home-Office glaube ich, dass diese Veränderung das nächste große Thema sein wird. Ich wünsche mir, dass wir alle das Thema Nachhaltigkeit viel stärker konkret umgesetzt haben. Die Kraft für die Unternehmen wird aus den diversen Teams kommen und der individuellen Wertschätzung der Mitarbeitenden.

Hinzugefügt: Mai 2024

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