
5 Fragen an Dr. Lisa Steinhilper
"Das wird schon"
Welche Dinge haben Ihnen zu Ihrem Erfolg verholfen?
Ich hatte keinen strikten Karriereplan. Im Gegenteil: Es gab viele Umwege auf meinem Weg, der ja eigentlich keiner war.
Ich habe immer versucht, das zu machen, was mir Freude bereitet und was in meinen Augen sinnstiftend ist. Medizin war und ist meine Leidenschaft. Das, was ich heute mache, hat sich jedoch „so entwickelt“. Das habe ich nicht vorhergesehen oder gar geplant. Bei meinen Entscheidungen versuche ich auf mein Bauchgefühl zu hören, das täuscht mich eigentlich selten. Aber der Zugang zu diesen Gefühlen ist nicht immer einfach, oft werden diese Gefühle überlagert von vermeintlich rationalen Aspekten und ex- und intrinsischen Erwartungen. Ich kann nur Dinge tun, hinter denen ich auch wirklich stehe. Authentizität nennt man das wohl. Ich habe eine große Leidenschaft für meinen Beruf und für die Menschen, das motiviert mich jeden Tag, daraus ziehe ich meine Energie.
Um sich im Verlauf dann aber auch weiterzuentwickeln braucht es eine Portion Mut (mal aus der Komfortzone heraus...), ein hohes Maß an Resilienz (sonst hätte ich meinen Job schon tausend Mal an den Nagel gehängt...) und viel Neugierde. Neben meinen persönlichen Eigenschaften haben vor allem einzelne Personen zu meiner Entwicklung beigetragen. Tolle, faszinierende Menschen, die mich als Vorbilder und/oder Mentor:innen inspiriert haben. Und davon gab es zum Glück immer genug!
Was war der beste/wichtigste Business-Ratschlag, den Sie je bekommen haben – und von wem?
„Das wird schon“. Ein Mantra meiner Mentorin, jedenfalls war das die Message, die bei mir angekommen ist. Letztendlich habe ich gelernt, Ruhe zu bewahren. Für alle Situationen gibt es am Ende eine Lösung. Die Dinge entwickeln sich und lassen sich häufig nicht erzwingen. Vieles löst sich von allein. Verbissenheit kann bremsen und führt zu Frustrationen.
Was war das (bislang) wichtigste Learning Ihrer Karriere?
Gelassenheit. Manche Dinge brauchen ihre Zeit. Man kann Dinge nicht erzwingen und sollte geduldig mit sich und anderen sein.
Stichwort Stress und mentale Gesundheit: Wie achten Sie auf sich?
Mein Job ist zum Glück eine Teamarbeit, so dass es in den meisten Situationen die Möglichkeit gibt, sich auszutauschen und sowohl erfolgreiche, freudige als auch traurige, tragische Ereignisse zu teilen. Gemeinsam lassen sich auch herausfordernde Situationen besser bewältigen und mental verarbeiten. De-Briefings und kleine Balint-Gruppen im Alltag sind echte Heilmittel. Weiterhin konnte ich außerhalb der Klinik immer gut abschalten, vielleicht eine Gabe für diesen Beruf.
Ich habe Familie, Kinder, Mann und Freunde und privat immer genug andere Themen und ausgleichende Aufgaben, denen ich mich ebenfalls mit Leidenschaft widmen kann.
Ihre Vision, Ihr Wunsch, Ihre Ideen: Wie arbeiten wir 2030?
Ich hoffe sehr, dass sich der bürokratische und administrative Aufwand in der Medizin reduzieren lässt. Leider scheint in der Vergangenheit die zunehmende Digitalisierung genau das Gegenteil bewirkt zu haben. Mein Wunsch hier: die Patient:innenversorgung wieder in den Fokus zu rücken.
Aus medizinischer Sicht wird es in den nächsten 15 Jahren weiterhin rasante Fortschritte geben (die letzten fünf Jahre waren erstaunlich!). Hier muss sich für unsere Gesellschaft jedoch die Frage der Finanzierung und der personellen Kapazität klären, damit möglichst viele Menschen auch von einer guten Medizin profitieren können.